Donnerstag, 13. April 2017

Werter Herr Regierungsrat Pierre Alain Schnegg

Dies wird kein netter Brief. Dies wird ein Brief, der Sie zum Nachdenken bringen soll. Auslöser ist der Bericht vom Bund vom 24.3.2017 in dem weitere Sparmassnahmen im Gesundheitswesen angekündigt werden. Ich habe wirklich geglaubt ich lese nicht richtig. Als Pflegehexe bin ich von solchen Massnahmen direkt betroffen und erlaube mir deshalb, etwas zu solchen Plänen zu schreiben.
Auf Ihrer Website bin ich auf Ihre Vision zum Thema Gesundheitswesen gestossen. Folgende Schlagworte sind mir hängen geblieben: bessere Dienstleistungen, Rentabilität, Wettbewerb. Mir schnürte es bei diesen Worten die Kehle zu, und ich hätte weinen können. Weinen, vor Entsetzen, vor Verzweiflung, vor Wut.
Es entsetzt mich, von einem Regierungsrat, der zwar den Mut hat, sich dem komplexenThema Gesundheitswesen anzunehmen, nicht ein einziges Mal das Wort „Mensch“ zu lesen.
Es bringt mich zur Verzweiflung, im Zusammenhang mit Spitälern von Dienstleistung zu lesen. Für mich hat dieses Wort vor allem mit Hotellerie und, exgüse, Schnickschnack zu tun. Das benötigt kein Patient im Spital. Und ich benutze mit voller Absicht das Wort Patient und nicht Kunde oder Gast! Im Spital werden Menschen behandelt, die krank oder verletzt sind und deshalb der Behandlung und Pflege bedürfen. Die in der Pflege knapp gewordenen Ressourcen dürfen nicht noch mit irgendwelchen „Dienstleistungen“ verschwendet werden. Aber genau das geschieht jeden Tag.
Es macht mich stinksauer (nein, es gibt kein freundlicheres Wort dafür), wenn ich dann noch Rentabilität und Wettbewerb lese. Ein Spital ist kein beliebiges Unternehmen. Ein gewöhnliches Unternehmen kann einen nicht rentablen Auftrag einfach ablehnen. Ein Spital, spätestens ein Unispital kann einen hochkomplexen Patienten nicht einfach ablehnen oder entlassen wenn die Fallpauschale aufgebraucht ist.
Ist es das, was Sie meinen, wenn Sie von Rentabilität sprechen? Es wird nur noch behandelt, wer es sich leisten kann? Dann verstehe ich, weshalb Sie in Ihrer Vision das Wort „Mensch“ aussen vor lassen.
Wettbewerb und Rentabilität heisst auch immer, wir sparen am Personal. Und da geht es schlussendlich um Leben. Haben Sie sich jemals mit dem Alltag von Pflegenden auseinandergesetzt? Können Sie sich vorstellen, was es bedeutet, entscheiden zu müssen, ob man jetzt Herrn Meier noch länger in seinen Exkrementen liegen, Frau Müller weiter vor Schmerzen weinen lässt oder doch riskiert, dass Herr Glaser in seinem Bett verblutet?
Es geht mir nicht um ein „Luxusgesundheitswesen“ Es geht mir schlicht darum, die nötigen personellen Mittel zur Verfügung gestellt zu bekommen, um meine Arbeit zum Wohle aller machen zu können. Das ist nicht Dienstleistung sondern Dienst am Menschen. Und dafür sind Sie als Regierungsrat und Direktor der Gesundheits- und Fürsorgekomission mitverantwortlich. Ich erwarte von Ihnen, dass Sie Ihren Beitrag dazu beitragen, dass Pflege nach bestem Wissen und Gewissen möglich ist.
Ich wünsche Ihnen, dass Sie in Ihrer Vision den Menschen sehen können und ich wünsche Ihnen Gesundheit, sie ist das höchste Gut, das sich keiner kaufen kann.
Hochachtungsvoll                                                                               
Madame Malevizia

Ps. Ich mache Sie darauf aufmerksam, dass dieser Brief, sowie eine Antwort auf meine Homepage sowie auch Facebook veröffentlicht werden.

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