Freitag, 6. Oktober 2017

Pflegemythen II - Fachangestellte Gesundheit können Pflegefachpersonen ersetzen




Meine Lieben
Es ist ein relativ junger Mythos, der mir durch einen Beitrag von SRF news erst aufgefallen ist. Dieser Beitrag vom 22.09.17, schrammt meiner Meinung nach haarscharf am Prädikat «Fake – News» vorbei. Suggeriert er doch, dass sich mit dem Run auf die Ausbildung Fachangestellte/Fachangestellter Gesundheit das Problem des Fachkräftemangels von selbst lösen werde. Es fehlen mir einige wichtige Zahlen: Wie viele der Ausgebildeten FaGEs bleiben im Beruf? Und wie lange bleiben sie im Beruf?
Ich bin überzeugt, wir werden die im Beitrag genannten Zahlen, noch in der Diskussion um die Pflegeinitiative um die Ohren geschlagen bekommen. Ganz nach dem Motto: Das Problem löst sich doch von selbst. Ein Grund mehr, mich hier zu diesem Mythos zu äussern.
Es enttäuscht mich, dass selbst das SRF es nicht schafft, den Unterschied zwischen Fachangestellten Gesundheit und Pflegefachpersonen heraus zu arbeiten. Darum hier kurz zum Verständnis:
Fachangestellte Gesundheit ist eine Grundausbildung auf Sekundarstufe II. «Fachfrauen und Fachmänner Gesundheit arbeiten in Spitälern, Alters- Pflege- und Behindertenheimen, bei der Spitex, in psychiatrischen Kliniken und Rehabilitationszentren. Sie pflegen, betreuen und begleiten Personen jeden Alters und führen anhand ihres Kompetenzbereiches medizinaltechnische Verrichtungen aus. Sie gestalten mit den Klientinnen und Klienten den Alltag und erbringen administrative und logistische Dienstleistungen. Nach Abschluss der Ausbildung können FaGe eine weiterführende Ausbildung im Gesundheitswesen absolvieren.» So die Definition der Oda Gesundheit Bern.
Dem steht die Pflegefachfrau HF, wie der Name schon sagt eine Höhere Fachschule auf Tertiärstufe gegenüber. Das Bildungzentrum Pflege Bern beschreibt diese Ausbildung wie folgt: «Die Pflegefachperson HF übernimmt selbständig die Fachverantwortung für den gesamten Pflegeprozess. Dazu gehören Pflegeanamnese, Pflegediagnose, Pflegeplanung, Pflegeinterventionen, Pflegeergebnisse, sowie deren Dokumentation(…)»
Die gesamte Beschreibung ist noch länger und ausführlicher. Ich möchte die Worte selbständig und Fachverantwortung betonen.
Nicht nur die Politik und die Medien, auch diverse Arbeitgeber halten diesen Mythos aufrecht, haben ihn sogar geschaffen. Vor allem in der Langzeitpflege hat man es sich zur Gewohnheit gemacht, fehlende Pflegefachpersonen HF mit Fachangestellten Gesundheit zu ersetzen. Mit fatalen Folgen für die FaGes. So übernehmen sie, aus der Notwendigkeit heraus Aufgaben, für die sie weder ausgebildet sind, noch bezahlt werden. Vor allem letzteres ist praktisch für den Arbeitgeber. Wozu eine «teure» Pflegefachperson bezahlen, wenn eine FaGe es auch tut? Nicht zu unterschätzen ist die daraus resultierende Überforderung der FaGes. Sie müssen eine Verantwortung übernehmen, deren Tragweite sie oft gar nicht überschauen können. Die einen wachsen da hinein, andere zerbrechen daran. Mein Herz weint, um all diese jungen Menschen, die so gnadenlos verheizt werden.
Tatsächlich bin auch ich der Meinung, dass FaGes zur Lösung des Fachkräftemangels beitragen können. Nämlich indem man sie gezielt einsetzt, sie fördert und ihnen den Zugang zur Weiterbildung Pflegefachfrau HF erleichtert. Denn genau da, geht sehr viel Potential verloren. Hier sind Arbeitgeber und Politik gleichermassen gefordert.
Eure Madame Malevizia

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